Trends und Herausforderungen der Immobilienbranche – Interview mit Felix Keuterling
Was bewegt Mieter*innen in Deutschland wirklich? Wo liegen die größten Potenziale zur Verbesserung, und welche Trends zeichnen sich aktuell in der...
2 Min. Lesezeit
Martin Talme
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15.05.2025 08:48:21
Gewerbliche Immobilienunternehmen in mehreren europäischen Märkten sehen sich einer neuen Realität gegenübergestellt. Nach Jahren stabiler Nachfrage steigen die Leerstandsraten — in einigen Fällen übersteigen sie 20 % der verfügbaren Bestände. Dieser Trend wirkt sich direkt auf die Einnahmen aus. Gleichzeitig verändern sich die Erwartungen der Mieter*innen. Sie wünschen sich mehr Flexibilität, kundenorientierten Service sowie besser angepasste und zweckmäßigere Arbeitsumgebungen.
Gewerbliche Immobilienunternehmen agieren in einem wettbewerbsintensiven, offenen Markt. Dennoch gelingt es vielen Unternehmen noch nicht, die Bedürfnisse ihrer zahlenden Kunden wirklich zu verstehen und gezielt darauf einzugehen. Ein tiefes Verständnis der Mieterbedürfnisse, ein kontinuierlicher Dialog und ein Echtzeit-Bild der Zufriedenheit sollten die Norm sein – nicht die Ausnahme.
Erstaunlicherweise sind Wohnungsunternehmen — trotz eines viel stärker regulierten Marktes — in diesem Bereich oft weit voraus. Viele Wohnungsunternehmen verfolgen detailliert verschiedene Touchpoints der Customer Journey und nutzen diese Daten, um die Zufriedenheit zu steigern und die Betriebsabläufe zu optimieren. Warum? Denn sie haben erkannt, dass sich zufriedene Kund*innen in mehrfacher Hinsicht auszahlen – in Kundenbindung, Effizienz und vor allem im wirtschaftlichen Ergebnis. Investitionen in die Kundenzufriedenheit sind genau das – Investitionen. In das Mietererlebnis zu investieren, ist ein Umsatztreiber.
Diese Denkweise ist nun auch im Bereich der Gewerbeimmobilien unerlässlich. Heute reicht es nicht mehr aus, Immobilien auf die traditionelle Weise zu verwalten. Die Unternehmen, die wachsen werden, sind diejenigen, die die Kundenzufriedenheit zu einer strategischen Priorität machen. Aber wie sieht das in der Praxis aus?
Daten zu sammeln ist einfach. Sie zu nutzen und in die Unternehmenskultur zu integrieren, ist die wahre Herausforderung.
Kundenzufriedenheit sollte nicht am Rande des Tagesgeschäfts stehen. Sie muss in die Denk- und Arbeitsweise der gesamten Organisation integriert sein. Das bedeutet schnellere Entscheidungsfindung, insbesondere bei der Raumgestaltung. Es bedeutet, das Personal zu schulen, proaktive, bedeutungsvolle Gespräche mit Mietern zu führen. Und es bedeutet, dass jeder — vom Property Manager bis zur Geschäftsführung — versteht, dass er Teil der Kundenerfahrung ist.
Eine wirklich kundenorientierte Kultur zu schaffen, ermöglicht es Unternehmen, Probleme früher zu erkennen, effektiver zu reagieren, Leerstände zu reduzieren und im Laufe der Zeit den Umsatz zu steigern.
Die wahre Chance liegt nicht nur in der Bindung — sie liegt im Wachstum. Wenn Vermieter die geschäftlichen Bedürfnisse ihrer Mieter verstehen, sind sie in der Lage, mehr als nur Quadratmeter anzubieten. Sie können Zusatzleistungen, intelligente Lösungen und maßgeschneiderte Angebote liefern, die den Geschäftserfolg tatsächlich unterstützen.
In der heutigen Marktsituation mit steigenden Leerständen und zunehmendem Wettbewerb, müssen gewerbliche Immobilienunternehmen ihren Ansatz überdenken. Mieterzufriedenheit ist längst kein weicher Faktor mehr – sie stellt einen klar belegbaren Business Case dar. Sie treibt die Rentabilität, untermauert langfristige Beziehungen und stärkt die Markenreputation. Mieter als echte Kunden zu sehen und ihre Bedürfnisse proaktiv zu erfüllen, ist der Weg, wie wir Leerstände reduzieren, Loyalität fördern und einen widerstandsfähigeren Immobilienmarkt aufbauen.
Denn am Ende sind es zufriedene Mieter, die die Zukunft der Gewerbeimmobilien gestalten.
Martin Talme, Chief Business Officer, AktivBo Group
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